Die einen Menschen erfreuen sich an einem Gewitter, während es für andere gesundheitliche Risiken verursacht. Für viele Pollen Allergiker kann ein Frühling/Sommer Gewitter zu Thunderstorm Asthma (Gewitter-Asthma) führen. Bei diesem Phänomen erleben Menschen, mit allergischem Asthma, nach einem Gewitter eine Verstärkung ihrer Krankheitssymptome, wie etwa trockener Husten, Brustenge oder gar Atemnot.
Warme Luft transportiert die Pollenkörner in die Höhe. Durch das Gewitter, und den damit verbundenen starken Wind und Regen, werden die Pollen sehr schnell aus höheren Luftschichten heruntergedrückt. Dies führt zu einer hohen Polenkonzentration in Bodennähe. Der rasche Wechsel der atmosphärischen Bedingungen, insbesondere der Luftfeuchtigkeit, führt zu einer Veränderung der Pollenkörner. Osmotisch getrieben steigt der Druck in den Polenkörnern, was zum Aufplatzen im grossen Stil führen kann. Dadurch werden kleine Allergene Partikel (0,5-2,5µm), des im Pollenkorn vorhandenen Cytoplasmas, in die Umgebungsluft freigegeben. Für diese winzigen Partikel ist es ein Leichtes, in die unteren Atemwege einzudringen. Was bei Heuschnupfen geplagten allenfalls Asthmaattacken auslösen kann, auch wenn sie bislang noch nie Erfahrungen mit Asthma gemacht haben.
Im Jahr 2016 waren in Australien rund 8500 Menschen nach einem starken Gewitter von Thunderstorm Asthma betroffen. Viele mussten hospitalisiert werden und neun Personen haben ihr Leben verloren. Es war ein sehr heisser Tag, als die Temperaturen durch ein starkes Gewitter plötzlich zum Fallen kamen. Die Rettungssanitäter haben 1900 Anrufe innerhalb von 5 Stunden erhalten. 30 der Hospitalisierten mussten auf der Intensivstation betreut werden. Das Ganze hatte ein Ausmass wie von einem riesigen Buschfeuer, da die Rettungsleute nonstop im Einsatz waren und die Spitäler überliefen.
Es war nicht der erste Fall von Thunderstorm Asthma in Melbourne, aber der schlimmste mit den meisten Todesfällen. Patienten, die sich bislang noch keiner Asthmabehandlung unterzogen haben, waren gemäss Forschungsergebnissen besonders gefährdet. Bei der Epidemie in Melbourne haben zwischen 20 und 40 % der Betroffenen noch nie Asthma gehabt und waren daher auch nicht in Behandlung.
Demzufolge benötigen Menschen, welche im Frühjahr unter Asthma und Heuschnupfen leiden, einen zusätzlichen Schutz, um Gewitter Asthma zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für Allergiker, welche sich in einer Region mit vielen Gräserpollen aufhalten.
Für Asthmatiker mit Pollenallergie ist es essenziell, dass sie ihre Krankheitssymptome im Blick behalten, damit sie bei einer Verschlechterung sofort reagieren können. Auch in Deutschland suchen vermehrt Personen mit allergischen Symptomen ein Krankenhaus auf, wenn während der Gräserpollen Hochsaison Gewitter auftreten. Glücklicherweise wurden bislang keine schweren asthmatischen Reaktionen beobachtet, wie es in Australien der Fall war.
Da die Thunderstorm Asthma-Attacken normalerweise im Frühling sowie im Sommer vorkommen, ist es für Allergiker ratsam, dass Gewitter hinter geschlossenen Fenstern und Türen zu beobachten.
Wichtige Fakten: